Katya Dimova

FRAUEN IN SICHT 2023

Umgestalten. Wachsen. Neues Definieren.
Kinder und die Veränderungen.
Das Planbare. Das Unplanbare.
Das performative.
Wie ist es heutzutage eine Frau zu sein?
Früher und Jetzt?
Wie balancierst du zwischen der Rolle als Künstlerin und die der Mutter?
Wo bleibst du selbst?

„10,15 m Yellow“ ist ein, mit Watte befülltes Objekt aus gelben Baumwolltextil.
Das Objekt hat die Eigenschaften einer Kletterpflanze. Seine Form ist flexibel, beweglich, variable. Sie benötigt eine Form/ ein Objekt um sich daran hinauf zu ranken.
Die Bezeichnung Kletterpflanze gilt für Pflanzen, die statt stürzender Strukturen als Wuchsform eine Kletterstrategie entwickelt haben. Diese Pflanzen haben alle ein Ziel – nach oben wachsen!

Einwickeln. Auswickeln. Erweitern.

Artist Statement DE -– Katya Dimova

Die Vergänglichkeit und Veränderlichkeit organischer Materie, die Wahrnehmung bewusst und unbewusst ablaufender Transformationsprozesse in der Natur, wie auch in meinem eigenen Körper, sind Gegenstand meines kreativen Prozesses und Themen meiner künstlerischen Arbeit. Die Handarbeit als permanentes, repetitives Tun ohne maschinelle Unterstützung fördert die Entstehung dieses Prozesses. Jede physische oder emotionale Veränderung des Handwerkers kommt in der Entstehung des Kunstwerks durch die langwierige Abfolge unzähliger Nadelbewegungen zum Ausdruck. Die sich wiederholenden Stiche korrespondieren mit den sich wiederholenden Bewegungen und Atemzügen des Handwerkers. Jeder Stich ist die Manifestation von Persönlichkeit.

Artist Statement -E

The hapticperceptionof textiles and the „nolongerusable“ fabricsarethemesthat I set in motionwith in myartisticwork. In theuseof cast-off-fabrics, I wanttoquestionthetransience and ourconsumersociety, but also thetransience and changeabilityoforganic matter. The organicelements in constanttransformation and theperceptionofthenaturalcourseofevents in nature, as in my own bodyare a greatimpetusfor me. The body, theprocessesoftransformationthatariseconsciously and unconsciously, similartotheprocesseswecanobservewithorganic matter comeintodialogue in mywork: I am a partofnature? Am I an organic matter and a partofthesebeautifulprocessesofdecay, am I? The handworkas a permanent coursewithoutmachine support, promotestheemergenceofthisprocesswhichspeakswithits own esthetic.
Any physicalor emotional changeofthecrafts man couldbeseen in theemergenceoftheartpiecewhichis a lengthyprocessofcountlessmovementsoftheneedle. The repetitive stitchesrepresentthe repetitive movements and breathsthatthebodymakes. Every stitchshowspersonality. The embroideryortheshapingof an objecthappens in themomentofwork, spontaneously and performatively. The recurrence and presenceare also in theinstallation substantial partof it.


1983* in Varna, Bulgarien. 1997 – 2002 besuchte sie die Nationale Hochschule für Geisteswissenschaften und Kunst „Konstantin preslavski“, Varna, Bulgarien. 2007-14 Studium Grafik und Druckgrafik an der Universität für angewandte Kunst, Wien, 2012-13 Auslandsstudium Grafik und Druckgrafik an der Joshibi University for Art and Design, Tokio, Japan, 2016-17 Ausbildung bei der Vital Akademie zur Dipl. Heilkräuterpädagogin.

Ausstellungen in Österreich, Japan, USA, Bosna und Herzegovina.

Ihre Arbeit ist in der Sammlung Arthotek des Bundes vertretten.

Mutter von zwei Kindern.

Lebt und arbeitet in Wien und Niederösterreich.
Foto: (c) Michel Nahabedian

WIR:KWT 2022

1000 Stoffmurmeln
variable Rauminstallation
Katya Dimova

Katya Dimova

1983* in Varna, Bulgarien. 1997 – 2002 besuchte sie die Nationale Hochschule für Geisteswissenschaften und Kunst „Konstantin preslavski“, Varna, Bulgarien. 2007-14 Studium Grafik und Druckgrafik an der Universität für angewandte Kunst, Wien, 2012-13 Auslandsstudium Grafik und Druckgrafik an der Joshibi University for Art and Design, Tokio, Japan, 2016-17 Ausbildung bei der Vital Akademie zur Dipl. Heilkräuterpädagogin.

Ausstellungen in Österreich, Japan, USA, Bosna und Herzegovina.

Ihre Arbeit ist in der Sammlung Arthotek des Bundes vertretten.

Mutter von zwei Kindern.

Lebt und arbeitet in Wien und Niederösterreich.

Sonntag. 12:23.

Peter ist mit den Kindern Luft schnappen gegangen. Ich fülle Reis in den Reiskocher und schliesse die Tür meines Arbeitszimmers von innen.
Die Wintersonne strahlt ins Zimmer.
Die prächtigen Äste des Götterbaumes (Ailanthus altissima) tanzen dynamisch im Wind vor dem Fenster.
Dieses Mal war das Loslassen besonders bitter. Die Stoffmurmeln begleiteten mich die letzten  21 Monate. Ein Bällchen noch, und ich habe die 1000 erreicht!

 Bei der Arbeit mit Textilien geht es mir in erster Linie um die taktile Wahrnehmung und körperliche Wärme, die das Material übernimmt und weitergibt.

In den letzten zwei Jahren machte ich mir oft (wie auch viele andere) Gedanken zur sozialen Distanzierung  in unserer Zeit. Über die zwischen Freunden und Familie entstandene Ferne, Angst und radikale Auswirkungen von Meinungsverschiedenheiten.

Für die Bällchen stellten mir verschiedenste Menschen verschiedene Stoffe zur Verfügung. Diese Textilien waren einmal Tischdecken, Bettwäsche, Vorhänge oder T-Shirts und sie tragen die Geschichten all dieser Menschen in sich. Sie berichten von Liebe und Not, Freude und Trauer und übertragen die Wärme, die sie von vergangenen Berührungen gesammelt haben.

Während meines Studiums in Tokio, besuchte ich zwei Mal wöchentlich einen Japanischkurs an der Uni.
Ein Mädchen aus Taiwan, sie sprach gut japanisch, und zwei Mädchen aus Finnland, beide hatten gute Basics und ich, waren die Auslandsstudentinnen der Joshibi University im Sommersemester 2012. Ich lernte auf japanisch Grüßen und mit dem Kopf nicken – das war es.
Beim ersten Unterricht, teilte unsere Nihongo Sensei Lehrbücher aus. Es gab zwei Möglichkeiten – Japanisch mit lateinischen Buchstaben zu lernen oder mit einem Skript in Hiragana, Katakana und Kanji gehalten.
Die Lehrerin fragte nach unseren Präferenzen. Als ich an der Reihe war sagte ich: „I would like to learn the Japanise alphabeth, please.“
„Are you sure Katoya San?“ – * Katoya San, war mein japanischer Name in der Uni.
Für meine Freunde außerhalb der Uni nannten mich Kacha oder Kacha San.
Baba Sensei – der Professor der Druckgrafikklasse und seine Assistenten meinten – Kacha San käme nicht in Frage, denn Kacha konnte auch „Mutter“ auf japanisch bedeuten. Also erhielt ich den Namen Katoya (San).
„If I decide to climb a mountain and give myself low expectations, I will have less chances to reach the top of it, won’t I?
The higher my expectations of myself, the more I can achieve.“
„I like your worldview“ hat sie gesagt und hat mir lachend das Skript mit den japanischen Schriften in die Hand gedrückt.
Gleichartig war der Impuls beim Wunsch, händisch 1000 Stück Stoffmurmeln anzufertigen.

Die Handarbeit als permanenter Ablauf ohne maschinelle Unterstützung fördert das Entstehen eines natürlichen Prozesses, welcher der eigenen Ästhetik entspricht. Jede körperliche oder emotionale Veränderung des Handwerkers wird in der Entstehung des Kunstwerkes wahrgenommen. Jeder Stich, jedes Objekt spiegelt die Persönlichkeit.

Die Stickerei oder die Gestaltung eines Objekts geschieht im Moment,
spontan und performativ. Auch die Wiederholung und Präsenz sind ein wesentlicher Teil der Installation.