FRAUEN IN SICHT 2023





In dieser Installation werden 3 Fresco-Bilder auf handgeschöpftem nepalesischem Lokta-Papier (Seidelbast) und ein Ast aus dem Tullner Auwald verbunden. Die Intonaco-Schicht der drei Bilder „bewegt – unbeugsam – sein“ wurde mit Tusche, Pigmente, Kasein, Eitempera und Wachs bearbeitet. Sie beschreiben einige Zustände, in denen wir Natur vorfinden können.
Diese Zustände versuchen sich in der Natur immer in ein Equilibrium (Gleichgewicht) zu bewegen. Durch Veränderungen der Positionen oder der Länge der Bilder kann erfahren werden, dass wenn an einer Stelle etwas geändert wird, muss gleichzeitig entweder an der Position oder der Längenausrichtung an anderer Stelle nachjustiert werden, um das System wieder ins Gleichgewicht zu bringen. In der Ökosystemtheorie sprechen wir dann von Resilenz eines ökologischen Systems. Resilenz ist die Fähigkeit eines Ökosystems, angesichts von Störungen seine grundlegende Organisationsweise zu erhalten anstatt in einen qualitativ anderen Zustand zu wechseln. Diese Pufferfunktion von Systemen ist aber nur bis zu bestimmten Störungsintensitäten möglich, bevor ein System ins Chaos wechselt. Die Diversitätsvielfalt des ursprünglichen Systems spielt dabei eine große Rolle.
Die Farbharmonie der Installation entspricht der Herbst/Winternatursituation.
*lateinisch resilire: zurückspringen, abprallen, nicht anhaften
Artist Statement:
Die Schaffung von Bewusstsein und Achtsamkeit, dem Außen und Innen gegenüber, findet in meinen Werken Ausdruck. Das Material und die Emotionen bestimmen den vorerst unvorhersehbaren Arbeitsprozess. Erst mit der Zeit und mit unzähligen Farbaufträgen entwickelt sich das Bild, das Gefühl, die Aussage dahinter.
Die Technik, des „process painting of intuitive power“ nach Musbrink steht im Mittelpunkt meiner Arbeiten, dh durch natürliche Materialien zufällig angeordnete Höhen und Tiefen gestalten den Bildraum, der in meinem Fall oft auch in minimalistischer Farbgebung bearbeitet wird. Mich interessiert nicht das Junge, Strahlende sondern Dinge, die etwas erlebt haben und dadurch eine besondere Aussage bekommen. Bei Betrachtung ein Gefühl auslösen, dass tief aus unserem Innersten kommt, verdrängt, verschüttet, nicht wahrgenommen oder oft auch unterdrückt.
Zu den verwendeten Strukturmaterialien zählen beispielsweise Sumpfkalk, Mamormehl, Sande. Generell versuche ich die Farben aus Pigmenten selbst herzustellen, um zum Beispiel pudrige, staubige Optiken von Oberflächen zu generieren, die jeder aus der Natur kennt und mit Vergänglichkeit verbindet.
Die Wahrnehmung von der Schönheit des Unperfekten.
www.bettinareitner.at

Die weltverbundene Einfachheit des Wabi-Sabi
Die japanische Kunstbewertung des „Wabi“ – des sich elend und allein Fühlens mit dem „Sabi“ – alt sein, über Patina verfügen, inspiriert die studierte Linzer Ökologin, die sich der Kunst verschrieben hat bereits seit Jahrzehnten. Es ist ein Gedankengut, welches eine physische und eine geistige Ebene hat und durch seine Ruhe und seine weltverbundene Einfachheit bestrebt, den Betrachter auf seine eigenen Emotionen zurückzuwerfen, um ihm die Möglichkeit zu geben, diese besser zu verarbeiten.
In Ihren Arbeiten auf Leinwand und Papier bleibt Bettina Reitner ihren Vorsätzen treu und hinterlässt haptische Spuren. Dabei bedient sich die Künstlerin minimalistischer Farbgebung und lässt die durch Strukturen erzeugten Tiefen und Höhen selbst den Bildraum gestalten. Angelehnt an die immanente Schönheit der Natur schafft es die Künstlerin gekonnt, die scheinbar zufälligen Anordnungen der bildgebenden Elemente, welchen allesamt die Abstraktion zugrunde zu liegen scheint, zu manchen fast hyperrealistisch anmutenden Werken zusammenzuführen.
Minimalistisch, reduktiv und beständig haptisch arbeitet sich Bettina Reitner durch zahlreiche Naturmotive, oder besser gesagt deren Komponenten – denn selbst in kleinen Ausschnitten von Oberflächen und Landschaften lässt sich oft eine riesige Welt entdecken, die durch ihre Vergrößerung auf Leinwand befremdend und zugleich vertraut wirkt. Ob Felsen oder Eis, Wasserschaum, kristalline Strukturen oder Erdschichten – die Künstlerin arbeitet sich fleißig durch und schöpft aus einer Fülle unterschiedlicher Gestaltungsmittel, welche sie sich durch die Jahre ihrer Beschäftigung mit Kunst angeeignet hat.
„Abstrakte, intuitive Prozessmalerei“, nennt die Künstlerin ihre Auseinandersetzung mit der Welt, „bei welcher das Material und die Emotion die Herangehensweise bestimmen. Das Geschehen und das Unvorhersehbare beeinflussen den Schaffensprozess. Wichtig ist mir dabei stets mit Achtsamkeit und Demut den Erscheinungsformen der Welt entgegen zu treten.“
von Katerina Teresid
WIR:KWT 2022

2022, 80×80 cm// 1.920 EUR
Marmormehl, Kasein und Pigmente auf Leinwand
ist eine Wochen nach Kriegsbeginn in der Ukraine entstanden, als das Unfassbare, Undenkbare in Europa eingetreten ist und viele vorerst einfach sprachlos zurückließ.
Eine Welle der Hilfsbereitschaft und ein Funke der Hoffnung, des Lichts breitete sich trotz des Schreckens am Kontinent aus und rückte die Europäer näher zu einander.
Schützende, helle Hände legen sich um die verletzten Seelen, um ihnen Hoffnung und Trost im Dunkeln zu geben.
Die Farbgebung und Haptik des Bildes soll an die Birken erinnern. Den Baum im keltischen Baumkalender, der im Februar das wiederbeginnende Leben, den Frühling und das Licht repräsentiert. Generell ist Birkenholz besonders zäh und elastisch und seit uralten Zeiten gilt die Birke daher als heiliger Baum.
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